Lazarus für Firmensoftware?

Für sonstige Unterhaltungen, welche nicht direkt mit Lazarus zu tun haben
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corpsman
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Re: Lazarus für Firmensoftware?

Beitrag von corpsman »

@Fritz,

Leider habe ich das Programm für meinen Arbeitgeber geschrieben, ich hoffe ich denk dran dann Suche ich euch die verwendeten Lazarus Komponenten raus ;)
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hum4n0id3
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Re: Lazarus für Firmensoftware?

Beitrag von hum4n0id3 »

Alles klar :)

Danke schön für eure Meinungen, mir hat besonders dieser hier gefallen (ist aus dem Kontext gerissen):
der Punkt ist sowohl Delphi als auch FPC/Lazarus werden nach wie vor entwickelt. Das heißt es gibt auf jeden Fall genug Leute, die sich dafür interessieren (und im Fall von Delphi teilweise auch bereit sind eine Stange Geld hinzublättern).
Ich habe Lazarus eher für ein Hobby-Projekt gehalten, aber man lernt nie aus :)

Ich hatte bloß diesen Gedanken und wollte diesen etwas klären. Lazarus finde ich selbst spannend, wegen Pascal-Dialekt, und schrieb auch schon kleine Tools damit. Weil es eben einfach ist.

PascalDragon
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Re: Lazarus für Firmensoftware?

Beitrag von PascalDragon »

hum4n0id3 hat geschrieben:
Fr 19. Mär 2021, 22:35
der Punkt ist sowohl Delphi als auch FPC/Lazarus werden nach wie vor entwickelt. Das heißt es gibt auf jeden Fall genug Leute, die sich dafür interessieren (und im Fall von Delphi teilweise auch bereit sind eine Stange Geld hinzublättern).
Ich habe Lazarus eher für ein Hobby-Projekt gehalten, aber man lernt nie aus :)
Lazarus und FPC sind Hobbyprojekte. Die meisten der Entwickler arbeiten nur in ihrer Freizeit an beiden. Das mag zwar manche Dinge ausbremsen (wenn ich grad keine Lust oder Zeit habe an FPC zu arbeiten, dann bleiben die Bugs halt eben liegen), aber man ist dafür auch nicht dem Gutdünken einer Firma ausgeliefert (wie bei Delphi).
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kirchfritz
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Re: Lazarus für Firmensoftware?

Beitrag von kirchfritz »

BTW: im FPC gibt es das Paket fcl-pdf. Dort schon mal in die examples geschaut ?
Ich wäre glücklich, wenn ich wüsste:
a) wie man andere als die 14 Adobe Standard Schriften verwenden könnte
b) wie man statt RGB besser CMYK Farbe verwenden könnte
c) wie man statt JPG,PNG,BMP besser Vektorgrafiken wie SVG und PDF in ein PDF einbinden könnte
d) wie PDF Annotationen schreiben und auch lesen könnte
e) wie man beliebige Dateien ins PDF als Anhang reinhängen kann
f) wie man ein existierendes PDF liest, anstatt ein neues PDF zu schreiben

und auch klar ist mir, dass es für jede dieser Wünsche bereits irgendwo Lösungen gibt. So zum Beispiel
PDFTK oder
MUTOOLs oder
GHOSTSCRIPT oder
DEBENU QUICK PDF oder
LIBHARU oder
APACHE FOP, RENDERX, ANTENNAHOUSE für XSLFO oder
fcl-pdf oder, oder oder.

Aber ein Werkzeug für alles habe ich noch nicht gefunden.

kirchfritz
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Re: Lazarus für Firmensoftware?

Beitrag von kirchfritz »

Aber irgendwie schweife ich vom Thema ab!
Der Fragesteller dieses Threads wollte doch eigentlich wissen, ob man Lazarus für Firmensoftware benutzen kann.

hum4n0id3
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Re: Lazarus für Firmensoftware?

Beitrag von hum4n0id3 »

Wenn dein Problem einen Bezug zu einer Firmal hat, oder für eine Firma gemacht werden soll, du Mitarbeiter in einer Firma bist, jemanden kennst der in einer Firma ist, oder eine Firma leitest, drücke ich ausnahmsweise mal ein Auge zu :wink:

Warf
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Re: Lazarus für Firmensoftware?

Beitrag von Warf »

Es gibt einige Gründe die dafür und dagegen sprechen Lazarus in einem Firmensetting zu verwenden.

Pro:
- Kostenlos
- Delphi Kompatibel auch mit alten Delphi versionen, so kann man immernoch altcode von vor 20 Jahren problemlos benutzen
- Grundsätzlich sehr stabil bei den Grundfeatures, also grad bei der verwendung von altem Delphi 7 code oder so hatte ich noch nie probleme
- Open-Source, wenn man eigene Änderungen an der LCL braucht kann man die auch einfach selbst machen (jetzt vielleicht nicht so relevant für Kleinunternehmen, aber in größere Unternehmen ist das recht normal und ein grund warum sie FOSS Software verwenden).
- Viel altcode verfügbar durch die Lange lebenszeit von Delphi

Contra:
- Outdatete features. Z.B. ne ganze zeitlang war GTK2 und QT4 die einzig validen optionen für Linux während QT5 und GTK3 schon seit jahren draußen waren. Und ich kann aus persönlicher erfahrung sagen das man besser eine erklärung für einen Kunden haben sollte warum man ein Tool verwendet mit dem man sich auf eine seit 5 Jahren tote technologie einschränkt während man mit z.B. C# auch cross plattform anwendungen schreiben kann, dort aber die aktuellste GTK version verwenden kann. Und: "Ich mag die Sprache mehr" ist eventuell nicht grade ein guter Grund warum man einem Kunden ein schlechteres produkt abliefert.
- Instabil mit neuen features. Also ich hatte es schon öfter das ich wochen bis monate an arbeit einfach verloren habe weil ich bei der verwendung irgendwelcher recht "neuen" features FPC bugs getriggert habe, die das weitere vorrangehen unmöglich machen und auch nicht umgangen werden können. Beispiel Generics, wenn man zu komplexe Generics verwendet (also verschachtelte generische typen und spezialisierungen) sagt der FPC irgendwann einfach nein und läuft in einen internal error nach dem nächsten. Ich habe bugreports geschrieben die schon seit einem Jahr oder länger offen sind, da als Hobby Projekt die FPC Entwickler einfach keine Zeit dafür haben die zu fixen.
- Geringer Dev-Op support. Automatisierte Code Quality assessment (z.b. über fest definierte code format rules, evaluation von funktions komplexitäts indices, etc.) existiert soweit ich weiß gar nicht, CI/CD ist extrem aufwändig und ich habe wochen gebraucht um ein vernünftiges CI/CD pipeline Framework mit Lazarus zu bauen und über deployment methoden für Linux systeme werden regelmäßig hier Themen aufgemacht. Man kann über z.B. Java sagen was man will, aber das man mit ein paar maven zeilen dafür sorgen kann das auf knopfdruck eine .jar ausfällt die auf jedem System mit JRE reibungslos funktioniert, ist ein komfort den wir mit Lazarus nicht haben.
- Altes Sprachdesign. Neue features kommen wenn erst langsam, und zusammen mit dem zweiten punkt, das diese oftmals noch führ Jahre verbuggt sind ist man oftmals auf Sprachfeatures von vor 20 Jahren beschränkt. Davon kann man halten was man will, aber ich sags mal so, hier ist aktuell ein Thread offen über Speicherverwealtungsfehler, etwas das praktisch keine der modernen Programmiersprachen (selbst urgesteine wie C++) mehr vorkommt, dank modernem Sprachdesign.


Im allgemeinem muss ich sagen das FPC und Lazarus zu benutzen (vor allem wenn ich vorher mit einer modernen Sprache gearbeitet habe) sich immer so ein bisschen anfühlt als würde ich 10 Jahre zurück reisen. Für manche kann das genau das sein was sie suchen. Wenn man an alter Delphi software weiter arbeitet oder einen haufen alter Delphi Entwickler hat ist Lazarus eine super Lösung. Wenn man aber moderne Features, Tools und Paradigmen sucht, ist Lazarus wahrscheinlich nicht unbedingt die beste option.

Aber mit ein bisschen arbeti kann man auch viele der Limitationen umgehen. Dev-Op tools können entwickelt werden, die Bugs werden nach und nach gefixt, neue Features kommen, wenn auch langsam und das sprachdesign, wenn es denn mal richtig funktioniert und nicht an FPC bugs scheitert, kann auch mehr als man vielleicht denken mag.
Ich versuche schon seit einiger Zeit meinen Lazarus workflow zu modernisieren. Z.b. über Advanced records oder Referenzcounted Intefaces mit Operatoren um modernere Code strukturen zu benutzen, eine CI/CD pipeline auf docker basis, und wenn mir Features/Bibliotheken fehlen bau ich die einfach selbst.
FPC/Lazarus ist lang nicht tot, doch es braucht definitiv mehr Eigenengagement als die meisten anderen Sprachen wie Pyhton, C#, Java o.ä. Wenn man bereit ist das zu leisten leisten, spricht nichts gegen die Nutzung auch in einem Professionellen umfeld

charlytango
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Re: Lazarus für Firmensoftware?

Beitrag von charlytango »

Warf hat geschrieben:
Sa 20. Mär 2021, 17:55
Ich versuche schon seit einiger Zeit meinen Lazarus workflow zu modernisieren. Z.b. über Advanced records oder Referenzcounted Intefaces mit Operatoren um modernere Code strukturen zu benutzen, eine CI/CD pipeline auf docker basis, und wenn mir Features/Bibliotheken fehlen bau ich die einfach selbst.
Ich frage mich gerade was den Bereich Linux so erfolgreich macht. Irgendwie hat das ja auch als "Hobby"-Projekt begonnen und irgendwann sind Firmen eingestiegen die Manpower gesponsert haben.

Etwas ähnliches habe ich mit TYPO3 erlebt. Ein Projekt eines einzelnen wurde letztlich auf professionelle Füße gestellt und finanziert sich einerseits durch Spendenmitgliedschaften in der TYPO3-Association und Gold/Silber/Bronze-Partnerschaften von Firmen.
Dadurch ist Geld da um eine planbare Weiterentwicklung von Kernfunktionalitäten zu beauftragen und ich denke von einem Hobby-Projekt sind die mittlerweile sehr weit weg. Da gibt es Planung und Zukunftsaussichten genauso wie eine Dokumentationsgruppe und scheinbar ein Gremium das alles irgendwie zusammen hält. Die Beteiligten leben von und mit dem Projekt.

Woran liegt es dass Lazarus ähnliche Entwicklungen nicht gemacht hat?

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six1
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Re: Lazarus für Firmensoftware?

Beitrag von six1 »

Warum werden an Hochschulen Microsoft Produkte umsonst zur Verfügung gestellt und als Hilfsmittel in der Lehre verwendet, wo es doch Lazarus und Anderes umsonst gibt?
Warum gibt es keine Hochschule, welche FPC und Lazarus federführend voran bringt?

Fragen über Fragen...
Gruß, Michael

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Winni
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Re: Lazarus für Firmensoftware?

Beitrag von Winni »

Hi!

Immerhin will der Datenschutzbeauftragte von Meck-Pomm langfristig Produkte von M$ in der Verwaltung verbieten:
https://www.heise.de/news/Datenschutzb ... 90886.html

Winni

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corpsman
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Re: Lazarus für Firmensoftware?

Beitrag von corpsman »

kirchfritz hat geschrieben:
Fr 19. Mär 2021, 18:10
Hallo corpsman,
Du sprichst von einem Programm, das aus INI Dateien PDF Dateien erstellt.

Kannst Du mir mitteilen, von welchem Programm Du hier sprichst?
Gibt es davon Quellcode?
Ich bin ständig daran interessiert, PDF Dateien zu erstellen.
Wenn es hier interessante Möglichkeiten gibt, dann melde ich hiermit mein Interesse daran an.

Viele Grüße
Fritz Kirch

Also hab nun mal nachgesehen,

das Konsolenprogram hängt vom Packet "pack_powerpdf" ab.

Mittels einer kleinen wrapper Unit habe ich dann den Support für:

Code: Alles auswählen

Uses
  Classes, SysUtils, Graphics, PdfDoc, PdfTypes, PdfImages;

  (*
   * Zeichnet ein Rechteck in der Aktuellen Linienfarbe und Dicke
   *)
Procedure DrawRect(Left_mm, Top_mm, Width_mm, Height_mm: Single; Borders: TBorders = BordersAll);

(*
 * Plaziert die Graphik Filename an Left_mm, Top_mm mit Width_mm/Height_mm
 *)
Procedure LoadAndPlaceImage(RessourceName: String; Left_mm, Top_mm, Widht, Height_mm: Single);

(*
 * Plaziert einen Text an Left_mm, Top_mm (!! Achtung! der Text steht über Top_mm)
 *)
Procedure TextOut(Text: String; Left_mm, Top_mm: Single);

(*
 * Berechnet unter Berücksichtigung der Aktuellen Font Einstellungen die Breite eines einzeiligen Textes
 *)
Function TextWidth(Text: String): Single; 
Mehr braucht es bei uns nicht um die SAP-Zeichnungen zu erstellen. Und weil es da Missverständnisse gab. Nein ich kann nicht mit SAP kommunizieren, die so erzeugten PDF's kopiere ich dann von Hand ins SAP.
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marcov
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Re: Lazarus für Firmensoftware?

Beitrag von marcov »

hum4n0id3 hat geschrieben:
Do 18. Mär 2021, 22:06
Und mein erster Gedanke der mir durch den Kopf schoss, warum eigentlich mit Lazarus dieses DMS schreiben wollen?
Warum nicht?
Ich wollte nicht jetzt unter dem oben genannten Thread eine Diskussion starten wollen, stattdessen lieber hier :)

Lazarus ist nicht schlecht, aber Pascal/Delphi-Dialekt ist nicht unbedingt "Hipp", böse Zungen behaupten sogar, Pascal/Delphi ist toter als tot.
Die meiste Frameworks von populäre Sprachen, wofür man jetzt Ersatz Programmierers suchen sind auch toter als tot. Delphi/Lazarus hat eine sichere Kontinuität, mehr als manche andere Systeme. Deshalb wird es mehr genutzt in kleinere Firmen.

Fakt ist das Sprache gigantisch überschätzt wird, und andere Faktoren (am wichtigsten: Framework) total marginalisiert werden.

Aber gigantische Frameworks wie J2EE oder .NET sind viele Male komplexer zu lernen als eine Sprache, speziell wenn die Sprache schon etwa auf dieselbe Ebene (C# vs Java, Pascal vs C, C++ vs Object Pascal) sind. Und innerhalb diese Frameworks gibt es auch Versioning (als in Alter oder Neuer Stil) und Spezialisten. Es gibt keine allgemeine J2EE Programmierer.

Also das reibungslose Einwechseln von Programmierer ist mehr etwas für die große IT Organisationen die darauf eingestellt sind, aber wenn kleine oder mittelgroße Firmen wichtige Programmierer verlieren, ist das fast immer ein Problem. Und Sprache ist dann nur ein Detail. Weil fast immer halten die Programmierer dort auch allerlei detail Kenntnisse fest.
Wenn ich also eine Software für ein Unternehmen schreiben würde, würde ich eher auf aktivere Sprachen wie Java zurück greifen, einfach weil der Kunde dann später einfacher hat, Entwickler für die Software zu finden.
Also ich denk diese reibungslose Ersatz Philosophie funktioniert nur wenn man da richtig für plant. Und das ist mehr etwas für Gross-firmen die das machen weil sie dann mit Auszubildender oder Neu-diplomierten direkt Produktion machen können, und eine ganze Projektorganisation die Details und Kentnisse festhaltet wenn einzige Programmierer ausgetauscht werden.

Es funktioniert nicht für etwas Selbständige Programmierer in Klein und mittelbetrieb.

Was ist eure Meinung dazu? Würde mich echt interessieren :)
Oversimplification is the root of all evil.

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Re: Lazarus für Firmensoftware?

Beitrag von Warf »

charlytango hat geschrieben:
Mo 22. Mär 2021, 09:53
Ich frage mich gerade was den Bereich Linux so erfolgreich macht. Irgendwie hat das ja auch als "Hobby"-Projekt begonnen und irgendwann sind Firmen eingestiegen die Manpower gesponsert haben.

Etwas ähnliches habe ich mit TYPO3 erlebt. Ein Projekt eines einzelnen wurde letztlich auf professionelle Füße gestellt und finanziert sich einerseits durch Spendenmitgliedschaften in der TYPO3-Association und Gold/Silber/Bronze-Partnerschaften von Firmen.
Dadurch ist Geld da um eine planbare Weiterentwicklung von Kernfunktionalitäten zu beauftragen und ich denke von einem Hobby-Projekt sind die mittlerweile sehr weit weg. Da gibt es Planung und Zukunftsaussichten genauso wie eine Dokumentationsgruppe und scheinbar ein Gremium das alles irgendwie zusammen hält. Die Beteiligten leben von und mit dem Projekt.

Woran liegt es dass Lazarus ähnliche Entwicklungen nicht gemacht hat?
Das wichtige bei Open-Source Projekten ist auch das Firmen die diese verwenden zum Teil auch selbst daran arbeiten. Das beste Beispiel dafür ist BSD. Netflix benutzt z.B. BSD für ihre Server, da sie aber für ihren besonderen use-case einige Änderungen brauchten, haben sie den kram selbst entwickelt. Urspünglich haben sie ihn nicht mal veröffentlichen wollen, doch ihnen ist aufgefallen das wenn sie ihn veröffentlich andere Leute "gratis" die Wartung übernehmen und deshalb ist Netflix mittlerweile ein großer Contributer zu BSD.

Auch schön kann man das aktuell bei Godot sehen, einer Open-Source Spieleengine. Viele Spieleunternehmen haben keine Lust prozentual was von ihrem Umsatz abzugeben oder Tausende euronen pro entwickler pro Jahr auszugeben. Godot hat zwar weniger features, aber die Rechnung ist das es auf lange Sicht günstiger ist diese Features selbst zu bauen (oder dem Godot team Geld zu geben damit die das bauen) als die "großen" Spieleengines zu verwenden.
Mit Blender ist es das Selbe, wo Filmstudios, special effect teams, etc. lieber in die Entwicklung von Blender investieren als alle paar jahre ein paar duzend Kiloeuronen für software wie 3DSM oder C4D auszugeben.

Sowas geschieht aber vor allem dann wenn es keine anderen FOSS (oder günstigen) alternativen gibt, und diese FOSS Projekte müssen bereits schon zumindest zum gewissen grad eine Alternative bildern. Beim Beispiel Blender ists so gewesen das es generell nur irgendwie 3 relevante Programme in dem bereich gab von 2 Unternehmen. Blender war zwar schon ne ganze Zeit verfügbar, doch war bislang ziemlich schlecht benutzbar und die Rendering engine war auch nichts im vergleich zur konkurenz. Erst vor ein paar Jahren als diese probleme langsam ausgebügelt wurden kamen auch dann die Unternehmen ran.

Der Grund warum das bei Lazarus so nicht funktioniert ist wahrscheinlich weil der markt nicht grade klein ist wie in den oben genannten Beispielen. Open Source Programmierumgebungen sind die Regel, nicht die Außnahme. Gehe ich einfach mal durch die ersten paar Sprachen im TIOBE index: C standardisiert und die größten Compiler sind open source, Java, sprach design ist zwar in privater Hand, aber die ganzen infrastrukutren (openjdk, eclipse, netbeans, maven, etc.) sind alle open source. Python ist komplett open source. C++ wie C, C# ist mittlerweile die Sprachdefinition sowie .Net runtime und der .Net Core open source, Visual basic genauso, JavaScript ist standardisiert und hat fast außschließlich OpenSource implementationen und PHP hat glaube ich eine OpenSource quasi standard referenzimplementierung.

FPC und Lazarus kann gegen diese Projekte nicht durch seine Open-Sourceness Punkten, da die Konkurenz auch Open Source ist. Klar im Vergleich zu Delphi punktet Lazarus damit, aber Delphi ist ja nicht unbedingt das Maß der Dinge auf der Beliebtheitskala selbst.
six1 hat geschrieben:
Mo 22. Mär 2021, 10:08
Warum werden an Hochschulen Microsoft Produkte umsonst zur Verfügung gestellt und als Hilfsmittel in der Lehre verwendet, wo es doch Lazarus und Anderes umsonst gibt?
Warum gibt es keine Hochschule, welche FPC und Lazarus federführend voran bringt?

Fragen über Fragen...
Weil das eine Aktion ist/war in die Microsoft selbst heftig Finanziell vorangetrieben hat. Viele Arbeitsplätze in der Uni brauchen Microsoft Produkte, und der Deal ist in etwa das alle Mitarbeiter die Produkte günstiger bekommen wenn die Uni an dem Microsoft Studenten Program (Imagine oder wie das heißt) mitmacht. Die Uni muss dafür zwar Geld bezahlen, aber am Ende des Tages ist es einfach günstiger für die Uni.

In der Lehre selbst werden meist keine MS produkte verwendet. An den allermeisten Unis wird Java gelehrt mit dem OpenJDK und Eclipse oder Netbeans. Python ist auch sehr beliebt und für das Hardware nahe wird C++ mit dem GCC verwendet. Abgesehen von Matlab was hauptsächlich Ingenieure lernen da es der Industriestandard ist, lehren Unis fast ausschließlich mit FOSS software. Meißt gilt sogar die Vorraussetzung das alles was wir gemacht haben auf Linux laufen musste, da man nicht verlangen will das die Studenten Windows benutzen müssen.

Aber soweit ich weiß gibts es sogar in Deutschland 1-2 Unis die mit Lazarus arbeiten oder Lazarus Lehren, zumindest habe ich schon 1-2 mal PDFs über Lazarus/FPC benutzung gefunden die von einer Uni im Rahmen eines Programmierkursus bereitgestellt wurde. Mir fällt aber beim besten Willen nicht mehr ein was das für Unis waren.

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Re: Lazarus für Firmensoftware?

Beitrag von six1 »

Warf hat geschrieben:
Mo 22. Mär 2021, 17:12
...
Viele Arbeitsplätze in der Uni brauchen Microsoft Produkte
...
Ist das so?
Warum ist das so?

So richtig schön in die Abhängigkeit werden die erst laufen, wenn Microsoft nur noch seine "365" Produkte anbietet.
Die Mitarbeiter-Aktionen sind ja meines Wissens beendet (Office komplett für ~14€), da Microsoft nur noch "365" vermarkten will.
Gruß, Michael

Timm Thaler
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Re: Lazarus für Firmensoftware?

Beitrag von Timm Thaler »

six1 hat geschrieben:
Di 23. Mär 2021, 07:05
Warum ist das so?
Weil schon die Schüler auf MS konditioniert werden.

Anfrage an den Medienkunde-Lehrer, warum sie nicht LibreOffice verwenden? Weil die Eltern MS Office mit Word und Excel verlangen, denn "das ist das, was das Kind später mal im Beruf braucht".

Ein Teufelskreis. ;-)

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