Der Einfluss der hinter Delphi & co stehenden Firmen bröckelte in den vergangenen Jahren aber immer mehr zusammen. Durch laufende Übernahmen und Verkäufe schwebt eine gewisse Unsicherheit um die einst sehr erfolgreiche Entwicklungsumgebung. Unzureichendes Marketing und bessere Lobbyarbeit von Konkurrenzfirmen verdrängten Delphi auch aus vielen Schulen. Java, eine der wohl am wenigsten für die Lehre geeigneten Sprachen, ist an vielen Schulen die Sprache, mit der die Schüler die ersten Programmiererfahrungen machen. Langfristig können wir als Lazarus-Gemeinschaft also nicht mehr auf die Stärke der hinter Delphi stehenden Firmen vertrauen und auch nicht mehr von ihnen profitieren. Statt dessen müssen wir Wege finden, aus eigener Kraft die Regeneration der Lazarus-Gemeinschaft zu stämmen und auch neue Mitglieder zu werben, welche keine Vorerfahrungen mit Delphi haben.
Ich halte die folgenden drei Ansätze für vielversprechend. Teilweise wurden sie bereits in Angriff genommen.
- Eine Dokumentation, durch die sich professionelle Programmierer schnell in die Sprache Pascal und die Entwicklungsumgebung Lazarus einarbeiten können. Dieser Punkt ist mit der Erscheinung des Lazarus- und FreePascal-Buchs bei C&L und der Verfügbarkeit von Dokumentation bereits fortgeschritten. Was nach meiner Einschätzung fehlt ist eine F1-Online-Hilfe, wie einst von Delphi gewohnt, die auf Hilfe-Dateien beruht.
- Eine Einführung in das Programmieren mit Lazarus, durch die sich Neueinsteiger Schritt für Schritt alle grundlegenden Kenntnisse autodidaktisch aneignen können. Ich nehme an, die Meisten von uns haben einst mit einem guten Einsteigerbuch angefangen. Wenn es uns gelingt, eine umfangreiche und mit motivierenden Anwendungen versehene Einführung zu erstellen, können wir hier den Weg dafür bereiten, dass sich Neueinsteiger für Pascal als erste Programmiersprache entscheiden.
- Lazarus als Lehrsprache an Schulen: Hier ist es sinnvoll, in zwei Bereichen aktiv zu werden. Zum Einen kennen die meisten informatikunterrichtenden Lehrer Lazarus nicht. Wir müssen also den Bekanntheitsgrad von Lazarus an Schulen erhöhen. Der zweite Schritt besteht darin, die Hürden für Lehrer, sich für Lazarus zu entscheiden, zu senken. Ein Vorschlag wäre die Erstellung eines Material-Pools für den Informatikunterricht, welcher die Lehrer bei der Vorbereitung ihrer Stunden entlastet.
Auf dem Lazarus-Forum-Treffen haben wir diskutiert, den mittleren Punkt anzugehen. Um es genauer zu beschreiben:
Die besondere Struktur der Sprache Pascal und die intuitive Handhabung von Lazarus zeichnen die Entwicklungsumgebung im besonderen Maße dafür aus, die _erste_ Programmierumgebung zu sein, mit der Einsteiger in Berührung kommen. Der Einstieg in die Programmiersprache Pascal und der Umgang mit Lazarus sind allerdings nur dann erfolgreich zu bewältigen, wenn es eine einführende Literatur gibt, mit der die grundlegenden Konzepte anhand motivierender Texte autodidaktisch erlernt werden können. Wir brauchen also ein einführendes Buch, welches von Schülern, Lehrer, Studenten, u.s.w. kostenfrei heruntergeladen werden kann und welches sie bei ihren Bemühungen unterstützt.
Auch wenn es sehr gute Bücher gibt, wie etwa die im C&L-Verlag erschienenen Bücher "Lazarus" und "FreePascal 2", so richten diese sich doch an ein erfahrenes Publikum. Bücher, die die zum Programmieren notwendigen Kenntnisse von Grund auf vermitteln, gibt es für unsere Programmierumgebung nicht. Derzeit haben sich fünf Personen dazu bereit erklärt, an dem Projekt mitzuwirken. Auf dem Treffen haben wir uns erste Gedanken über die zu vermittelnden Kenntnisse gemacht und über eine mögliche Reihenfolge der Themen. Jeder ist dazu eingeladen, uns bei den Planungen und beim Schreiben der Texte zu unterstützen. Wir organisieren das Projekt über die geschlossene Gruppe "Unterstützung Lazarusprojekt", in die man sich durch eine PN an Monta eintragen kann.
Viele Grüße, Euklid